Ein Tag auf dem FiSH durch die Augen einer Studentin

Hey, ich bin Janne und studiere Kommunikations- und Medienwissenschaft im Zweitfach an der Uni Rostock. Es war ein echtes Privileg, am diesjährigen FiSH-Festival 2024 teilzunehmen und gemeinsam mit meinen Kommilitonen einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Jeder von uns konnte sich in verschiedenen Bereichen einbringen und so seinen eigenen Beitrag zum Festival leisten. Ich entschied mich für die PR und Öffentlichkeitsarbeit, um einen Einblick in ein potenzielles berufliches Feld zu gewinnen. In diesem Blogbeitrag möchte ich euch von meinem ganz persönlichen Erlebnis vom Festival-Samstag berichten.

Mein Tag begann um 11 Uhr im M.A.U. mit dem letzten Filmblock der Kategorie JUNGER FILM. Gemeinsam mit einigen Kommilitoninnen setze ich mich in die zweite Reihe, sodass ich währenddessen eine perfekte Sicht auf die Bühne hatte, um den Filmblog für die Festivalseite auf Instagram festzuhalten. Wie vor jedem Filmblock erklang das Nebelhorn laut, um den Blog zu einzuläuten. Ich bekam direkt das Gefühl auf einem Schiff zu sein, und jeden Moment in See zu stechen. Und tatsächlich fühlte es sich ein wenig wie eine Abenteuerreise an, denn ich wusste nicht, was erwartetet. Mittels der Moderation wurde der erste Kurzfilm angekündigt und ich tauchte in die Welt des Films Der Wolf und die sieben Minions ein, eine Komödie der Kindergruppe Familienzentrum Münster aus Dortmund. Die Filmschaffenden, kaum älter als 6 Jahre, schafften es mit ihrem, nur so von Kreativität sprühenden Film, das Publikum zu begeistern. Ich kam aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus und es fühlte sich so an, als würde ich die Welt selber nochmal durch die Augen eines Kindes sehen. Es folgte eine weiter Komödie, von der 21-Jährigen Tabea Fritz aus München. Mit dem Titel Augen Auf wird in diesem Film humorvoll das heutige Dating-Chaos über Tinder thematisiert und kritisiert. Die Message an uns: die Augen auch im richtigen Leben, abseits des Smartphone-Bildschirms, offen zu halten. Als Teil der Generation „beziehungsunfähig“, aus meiner Sicht ein kompletter Treffer ins Schwarze. Danach entführten uns Studierenden der Filmuniversität Babelsberg mit ihrem Dokumentarfilm Ostschlager ist tot. Lang lebe der Ostschlager! zurück in die Welt des Ostschlagers. Der Film handelt von dem Versuch des Radiomoderators Siggi Trzoß die Erinnerungen an den Ostschlager am Leben zu halten. Mittels verschiedensten Medien (Radio, Zeitung, Fernsehsendungen) aus DDR-Zeiten, wurde man auf nostalgische Art und Weise in die Vergangenheit mitgenommen. Obwohl ich die DDR nur aus den Erzählungen meiner Großeltern oder Eltern kenne, hatte ich kurzzeitig das Gefühl selber Zeitzeuge des Ostschlagers zu sein. Anschließend ging es weiter mit dem Drama My happy Place vom Studenten Ron Vodovozov. Der Film dreht sich um einen Mann, der Mitte 30-iger, der mit dem Leben überfordert ist und sich mittels eines Plastikstuhls eine Auszeit nimmt, um über sein Leben nachzudenken. Mein Fazit zum Film: schöne Aufnahmen und Bilder, jedoch blieb der Film für mich undurchsichtig. Als letzter Film des Blogs sahen wir ein weiteres Drama des Berliners Mohammad Eliraqui unter dem Titel Dabdub Majnun (engl. Crazy Bear), der Film versucht in 15 Minuten Vorurteile und Framings im Berliner Stadtteil Neukölln aufzulösen. Schafft er es? Meiner Meinung nach, auf jeden Fall! Der Film baut gleichzeitig Spannung auf und lässt einige Fragen in meinem Kopf aufkommen, am Ende löst sich beides glücklicherweise auf. 

Nach diesem beeindruckenden Filmblock folgte eine spannende Diskussion der Jury, live auf der Bühne, die jeden Film eingehend analysierte und wertvolles Feedback gab. Es war inspirierend zu sehen, wie Experten aus der Branche die Filme betrachteten und ihre Perspektiven teilten.

Mit so vielen verschiedene Eindrücken, musste ich mich erstmal in der Scholle mit einer Portion Nudeln mit veganer Bolognese vom Pesto Peter stärken, bevor es weiter ging zum nächsten Filmblock: Offshorts Block 3. 

Gemeinsam mit meinen Kommilitoninnen nahm ich erneut in der zweiten Reihe Platz, um auch diesen Filmblog für Instagram abzubilden. Das Nebelhorn erklang erneut und ich tauchte in die Welt der Offshorts ein. Ich hatte zuvor noch keinen dieser Blöcke sehen können und war auf die Filme von Filmschaffende, rund um die Ostsee sehr gespannt. Im Gegensatz zum Jungen Film, waren hierbei die Filme meist in Amtssprache der Filmschaffenden gedreht und für das internationale Publikum mit englischen Untertitel übersetzt. Zunächst ungewohnt, aber ich gewöhnte mich schnell daran. Mit dem Animationsfilm Take it easZzZy von der Schwedin Kinga Lendvai-Kontár startet der Blog. Thematisch handelt der Film von einem Bären, der sich für Halloween zurecht macht, bis ihm eine Fliege in die Queere kommt und alles aus dem Ruder läuft. Eine sehr amüsante und schön anzusehende Animation! Danach folgte eine Dramakomödie aus Estland von Alexandra Pärn mit dem Titel Jõululaupäev (engl. Christmas Day). Wir tauchen ein in die stressige Vorbereitung an Heiligabend und Begleiten Pia und ihren Großvater durch das Weihnachtschaos. Durch ein letztes Gespräch mit ihrem Großvater im Jenseits, erlangt Pia ihren inneren Frieden zurück und entdeckt die Freude und Bedeutung der Familie neu. Aus meiner Sicht ein humorvoller und tiefgründiger Film, der mir direkt Lust auf Weihnachten gemacht hat. Als nächstes folgte eine sehr beindruckende und persönliche Dokumentation Ksenija (engl. Ksenia) über die 21- Jährige Ksenija, die sich bald vor Gericht verantworten muss. Die Filmschaffende Renāte Saulīte aus Lettland begleitet sie auf ihrer Reise zwischen ihrer kriminellen Vergangenheit und der Gegenwart. Durch die Verwendung von Originalaufnahmen aus ihrer Vergangenheit, wirkt der Film auf mich sehr authentisch und lässt mich mitfiebern. Mein Fazit: sehr bewegend und bedrückend zugleich. Dramatisch ging es gleich weiter mit dem Kurzfilm Hjort (engl. Deer) von den Dänen Luis Kølkjær Hansen und Rebecca Guldager Schultz. Auf dem Weg zur Hochzeit ihrer Mutter fahren zwei Geschwister mit dem Auto ein Reh an. Nun steht der Bruder vor einem Zwiespalt: Reh liegen lassen oder ein altes Kindheitstrauma wiedergutmachen? Persönlich empfand ich den Film sehr beeindruckend und zugleich bedrückend, da man die ganze Zeit ein echtes lebloses Reh sieht, welches zwar nicht für den Film starb, dennoch eine Leiche ist. Nach zwei eher thematisch schwereren Filme, rundete ein weiterer Animationsfilm den Block ab. Mit Beanboy schafften es die Filmemacher aus Dänemark mir wieder ein gutes Gefühl zu geben: Es ist Sommer, die Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten. Doch das Kaninchen wird von seinen inneren Ängste zurückgehalten seine Möglichkeiten zu nutzen – bis Beanboy kommt. Er verbildlich ihm, dass es sich durch seine Ängste selbst im Weg steht und rät ihm einfach mal sein Ding zu machen. Ein guter Abschluss der Offshorts, meiner Meinung nach, der einen guter Boost an Motivation für einen selbst mitgibt. Auch nach diesem Filmblog diskutiert eine Jury hitzig über die gesehenen Filme. 

Nach diesen teilweise bewegenden Themen holte ich mir in der Scholle erstmal eine Fritz Cola und machte eine kleine Pause. Nebenbei muss ich mein Handy laden…da mein Akku unter dem permanenten Bilder schießen ziemlich leiden musste…

Mittlerweile war es schon 16:30 Uhr und ich ging zurück ins M.A.U. für das Öffentliche Jury Voting JUNGER FILM. Nach einander wurde Block pro Block durchgegangen und per Handhabung abgestimmt. Sobald der Film 3 von 5 Jurystimmen bekam, war dieser schon mal mit einem Silberfisch ausgezeichnet. Aus diesen Silberfischen mussten dann letztendlich 4 Goldfische gewählt werden, worunter einer dieser finale Filme dann der Film des Jahres 2024 wird. Besonders hierbei war es, dass das Publikum, inklusive Filmschaffenden, bis zu den finalen 4 Filmen, die Auswahl und Diskussion live miterleben konnte. Die Entscheidung über den Siegerfilm wurde schließlich im privaten Rahmen getroffen, und ich kann euch versichern, es war keine leichte Aufgabe, denn jeder Film hatte seine eigene einzigartige Note und beeindruckte auf seine Weise. 

Ich hatte von den insgesamt 5 Blöcken leider nur den ersten und letzten verfolgen können, umso spannender war es die anderen Blöcke zumindest im Schnelldurchlauf einmal gesehen zu haben. Von animierten Abenteuern bis hin zu bewegenden Dokumentationen war alles dabei, und ich war beeindruckt von der Vielfalt und Qualität der Filme. Es überraschte mich positiv, dass u.a. Der Wolf und die sieben Minions unter die besten 4 Filme fiel! 

Welcher Film am Ende gewonnen hat, verrate ich euch nicht. Ich sag nur so viel, ich hätte es nicht erwartet. 😉

Die Preisverleihung fand um 19:30 Uhr statt und anschließend gab es noch die FiSH Party als krönender Abschluss eines völlig gelungenen Filfestivals.

Zusammengefasst hatte ich einen tollen Tag, mit viel Filmkunst und gutem Catering. 😀 Allgemein muss ich zugeben, dass ich wirklich beeindruckt war von jedem der Filme, den ich gesehen habe (egal ob ich ihn verstanden habe oder nicht). Alleine die Tatsache, irgendeine Idee zu haben und darüber schließlich einen Kurzfilm zu drehen, ist Wahnsinn! Vor allem, weil viele der Künstler:innen in meinem Alter oder sogar jünger waren. Wirklich großen Respekt an jeden einzelnen von euch! Zudem möchte ich abschließend noch loswerden, dass ich sehr dankbar bin für die Möglichkeit, Teil dieses Festivals gewesen zu sein.